Der Onlineshop gruene-tierwelt.de vertreibt Pflegeprodukte und Spielzeug für Hunde und Katzen. Und er hat etwas ganz Besonderes zu bieten, denn verantwortlich für den Shop sind neun Azubis des Unternehmens BÜFA aus Oldenburg. Zwei von ihnen sind Sophie Logemann und Malin Keilers, die hier gemeinsam mit ihrer Ausbildungsleiterin Sabine Hinrichs berichten, wie sie diese eigene Firma weiterentwickeln und welche besonderen Erfahrungen sie dadurch sammeln.
Das Team hinter dem Online-Shop „Grüne Tierwelt“ der BÜFA: Industrie- und E-Commerce-Azubis aus verschiedenen Lehrjahren.
Sabine Hinrichs (Ausbildungsleiterin): Alles fing mit der Pandemie an – 2020 hat BÜFA Cleaning große Mengen Desinfektionsmittel produziert. Das war zu der Zeit in den Supermärkten und Drogerien Mangelware und deshalb schlug unser Geschäftsführer Felix Thalmann vor, dass sich unsere Azubis über einen Vertriebskanal an private Haushalte Gedanken machen sollten. Allerdings füllten sich die Regale mit Desinfektionsmitteln in den Geschäften schneller wieder als gedacht, so dass wir nie über erste Ideen hinwegkamen. Nun hatten die Azubis aber großen Spaß an der Sache, sodass wir ihnen die Aufgabe stellten, sich über eine andere Produktpalette Gedanken zu machen. Das musste nichts mit den Produkten oder Dienstleistungen der BÜFA zu tun haben. Es ging uns nicht um einen zusätzlichen Vertriebskanal oder eine zusätzliche Einnahmequelle, sondern darum, dass sich die jungen Menschen frei entfalten, sich ausprobieren und jede Menge dazulernen. Am Ende haben sich die Azubis für die Grüne Tierwelt entschieden, denn wer war in der Pandemie der beste Freund zuhause? Das Haustier…
Sophie Logemann (2. Lehrjahr): Genau, fast alle von uns in der Azubi-Firma haben Haustiere, vor allem Hunde und Katzen. Da lag das Thema einfach nahe.
Sabine Hinrichs: Ja, die Azubis haben von Anfang an alles selbst erarbeitet und sich für die Umsetzung Knowhow aus den Fachbereichen geholt. Anfänglich hatten wir einen Projektleiter, der sie begleitet bzw. gecoacht hat. Doch auch während der Gründungsphase haben unsere Azubis alles selbständig gemacht! Vom Aufsetzen des Webshops, über Einholen von Lizenzen bis zur Implementierung eines Kassensystems für eine Tier-Messe, auf der sie sich präsentiert haben – alles lag in den Händen der Azubis.
Aber wir haben schon gemerkt, dass es feste Ansprechpartner braucht und inzwischen haben die Azubis zwei Mentoren. Damals haben sich intern fünf Kollegen bei der Azubi-Firma dafür beworben. Die beiden Mentoren sind aus dem Vertrieb und Marketing und ergänzen sich charakterlich super, wovon auch die Azubis profitieren. Die Rolle der Mentoren ist, dass sie immer für Fragen bereitstehen und die Azubis durch gezielte Rückfragen auf mögliche Lösungswege stoßen, und sie dadurch natürlich auch motivieren.
Sophie Logemann: Und wir haben einmal im Quartal eine Aufsichtsratssitzung, in der wir unsere aktuellen Zahlen und Aktionen vorstellen. Was ist gut gelaufen, was nicht so? Was wollen wir dagegen unternehmen? Und auch die Budgetplanung stellen wir vor. Im Aufsichtsrat sitzt die Personal-, Marketing- und Ausbildungsleitung und das Controlling.
„Die Azubis sind erwachsener geworden und auch kontaktfreudiger, kommen viel mehr aus sich raus und trauen sich Vorschläge zu machen.“
Dmitri Jaschutkin, Mentor und als ehemaliger eCommerce-Azubi Gründungsmitglied der Grünen Tierwelt
Malin Keilers (1. Lehrjahr): Ja, vor allem die ganzen Richtlinien, die man beachten muss, haben mich überrascht.
Sophie Logemann: Und was auch alles dahintersteckt, wenn man zum Beispiel ein neues Produkt hinzufügt. Dass man den Lieferanten anlegt, das Produkt im Shop listen, das Einpflegen ins Lager und Wirtschaftssystem, die Werbung dafür.
Malin Keilers: Viele kümmern sich gerne um Social Media und die Beiträge, die wir dort veröffentlichen.
Sophie Logemann: Was nicht so gerne gemacht wird ist der Rechnungsbereich.
Sabine Hinrichs: Jeden Mittwoch ab 13 Uhr ist „Grüne Tierwelt-Zeit“. Die Azubis werden von ihrer Arbeit dafür freigestellt. Da alle Ausbilder und Vorgesetzten von diesem Projekt überzeugt sind, wird das Engagement auch von allen Seiten unterstützt.
Malin Keilers: Und es hat immer einer von uns „Logistik-Dienst“. Also wenn eine Bestellung reinkommt, arbeitet er/sie die Bestellung innerhalb von 24 Stunden ab. Oder pflegt auch neue Produkte ins Lager ein.
Sophie Logemann: Wir sind untereinander gleichberechtigt und verteilen die Aufgaben rotierend, damit jeder alle Bereiche kennenlernt. Und wir nutzen „Shopfloor“, ein Aufgabenboard über Teams.
Sabine Hinrichs: Mit jedem neuen Lehrjahr entwickelt sich die Firma weiter. Zum Beispiel hat eine Azubi-Generation festgestellt, dass Tierbesitzer in der Regel ja nur eine Leine brauchen und dann lange nicht mehr als Kunde wiederkehren. Deshalb wurden Futtermittel ins Sortiment aufgenommen. Die nächste Generation merkte dann aber, dass das eine Menge Arbeit mit sich bringt. Man braucht ein zertifiziertes Lager und als kleiner Onlineshop kann einem das Mindesthaltbarkeitsdatum auch Probleme machen.
Sophie Logemann: Genau, das haben wir dadurch gelöst, dass wir uns nun auf Spielzeug und Pflegeprodukte für Hunde- und Katzenbesitzer konzentrieren. Das Futtermittel haben wir aus dem Shop genommen und die Restbestände unter den Kollegen verlost und an Tierheime gespendet.
Sabine Hinrichs: Aber wenn wir über Entwicklung sprechen, geht es uns hauptsächlich um die Weiterentwicklung der Azubis. Der Sinn unserer Azubi-Firma ist in erster Linie das Lernen! Sie sollen lernen, Verantwortung für ein solches Projekt zu übernehmen und dann auch fortzuführen, sich auszuprobieren, Ideen zu entwickeln. Wenn das Ganze auch noch einigen Umsatz bringt – umso besser! Vor allem für die Motivation.
Und alle Erfolge – seien es neue Kunden, verkaufte Produkte oder auch neue Follower auf Instagram – alles wird gefeiert.
Malin Keilers: Schön finde ich auch, dass das Wissen immer an die nächste Azubi-Generation weitergegeben wird. Wir haben vom Lehrjahr vorher schon richtig viel gelernt.
Sabine Hinrichs: Durch die Grüne Tierwelt hat der eine oder die andere wirklich tolle Fortschritte gemacht. Auch Themen wie Buchhaltung, Rechnungswesen und Controlling sind nicht mehr so abstrakt. Wir haben sogar Azubis, die durch die Grüne Tierwelt erst richtig ihre Leidenschaft für Zahlen entdeckt haben.
Und dass man als Ausbilder nicht alles „vorkauen“ muss – die jungen Menschen bei uns haben so viele Kompetenzen, die sie in unserem Projekt alle ausleben, ausprobieren und ausbauen können.
Sabine Hinrichs: Tatsächlich ja! Viele – vor allem Kaufleute – fragen, ob sie dann auch in der Grünen Tierwelt mitarbeiten dürfen, wenn es mit einem Ausbildungsplatz bei uns klappt! Das ist neben all den anderen bereits genannten positiven Aspekten für uns intern eigentlich die größte Bestätigung, dass unser Projekt auch für ein gutes Image als Ausbildungsbetrieb sorgt und den Nerv der Zeit trifft.
Sie haben selbst einen Hund oder Katze? Schauen Sie doch mal vorbei auf www.gruene-tierwelt.de
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