Erste Tarifrunde für norddeutsche Chemieindustrie ergebnislos vertagt

 

Wettbewerbsfähigkeit der Standorte muss erhalten werden

 

Hannover, 23. April 2024 – Die erste Tarifverhandlung für 68.000 Beschäftigte in rund 300 norddeutschen Chemieunternehmen ist heute ohne Ergebnis vertagt worden. In der mehrstündigen und kontroversen Verhandlung unterstrichen die Chemie-Arbeitgeber, dass es in dieser Tarifrunde um die Zukunftsfähigkeit vieler Standorte gehe. „In dieser Krisen-Tarifrunde müssen wir als Sozialpartner gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen erhalten und damit Standorte und Arbeitsplätze sichern. Verteilungsdiskussionen über nicht vorhandene Zuwächse führen da nicht weiter“, betont Dr. Sarah Saeidy-Nory, Hauptgeschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes ChemieNord.

Knapp 42 Prozent der norddeutschen Chemieunternehmen klagen über fehlende Aufträge und mangelnde Nachfrage. Rund 55 Prozent kämpfen mit einer kaum befriedigenden bis schlechten Ertragslage. Dreiviertel der Unternehmen müssen dabei Arbeitskosten von nahe 30 Prozent erwirtschaften, die damit rund doppelt so hoch sind wie im bundesweiten Branchendurchschnitt. „Hohe Kosten und fehlende Aufträge führen zum Ausbleiben dringend erforderlicher Investitionen. Es ist höchste Zeit, dass die IGBCE die kritische Lage der gesamten Branche anerkennt. Wir sind in einer Krisen-Tarifrunde und benötigen einen Krisenabschluss“, unterstreicht Saeidy-Nory. 

Die geforderte tarifliche Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern lehnen die Arbeitgeber ab. Sie würde zu Austritten auf Arbeitgeberseite führen. Man stehe aber zu der Aussage aus dem letzten Tarifabschluss, Instrumente zu entwickeln, die zu einer Stärkung der Tarifbindung auf beiden Seiten führten. Auf dieser Basis sei man gesprächsbereit. Offenheit bestehe hinsichtlich der Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags, wenn sie nicht mit zusätzlichen Kosten einhergehe.

Entsprechend einer aktuellen Verbandsumfrage sind auch die Erwartungen der Unternehmen für den weiteren Verlauf des Jahres düster. Gut 84 Prozent rechnen mit nur gleichbleibender bis sinkender Produktion. In Reaktion auf die Krise haben bereits 31 Prozent Maßnahmen zum Personalabbau umgesetzt beziehungsweise setzen konkrete Pläne dafür in 2024 um. Weitere 30 Prozent der Unternehmen haben dazu zwar noch keine konkreten Planungen aber bereits entsprechende Vorbereitungen getroffen.  

Der IGBCE-Landesbezirk Nord hatte in der heutigen Verhandlung Entgeltsteigerungen von sieben Prozent, einen Gewerkschaftsbonus und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags gefordert. 

Aus Arbeitgebersicht sollen die Verhandlungen jetzt am 14. Mai auf Bundesebene fortgesetzt werden.



Über ChemieNord:
ChemieNord ist der Arbeitgeberverband für die chemische Industrie in Norddeutschland. Der Verband vertritt rund 300 Mitgliedsunternehmen mit 68.000 Beschäftigten. Kernaufgaben des Verbandes sind der Abschluss von Tarifverträgen und die arbeitsrechtliche Beratung der Mitgliedsunternehmen. ChemieNord unterstützt seine Mitgliedsunternehmen darüber hinaus im Gesundheitsmanagement, beim Ausbildungsmarketing und vertritt die gemeinsamen Interessen seiner Mitgliedsunternehmen gegenüber den Medien, der Öffentlichkeit, der Politik, Behörden, Gewerkschaften, Spitzenverbänden und anderen Organisationen.

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