Auftaktveranstaltung im November 2016

„Digitalisierung in der Chemieindustrie“

 

„Was meinen Sie, wie hieß die beliebteste App während der WM 2006?“, wollte Dr. Thorsten Pötter, Head of Manufacturing IT bei Bayer in Leverkusen, von den Teilnehmern der Sozialpartnerveranstaltung „Digitalisierung in der Chemieindustrie“ wissen.


Falls Sie jetzt darüber nachgrübeln, ob es Kicker oder eher Adidas war, oder womöglich auch eine App vom DFB, dann ist unsere digitalisierte Welt für Sie schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Kein Wunder, denn die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten voran. Dabei machen sich die neuen technischen Errungenschaften natürlich nicht nur im Privaten, sondern auch im Arbeitsumfeld bemerkbar – das bestätigte ein spontanes Meinungsbild, das während der Veranstaltung über ein Live-Voting eingeholt wurde.

Die durchschnittliche Zustimmung für die Aussage „Digitalisierung ist in meinem Unternehmen Bestandteil der Unternehmensstrategie“ lag bei 58 Prozent. Das heißt aber auch: Längst nicht alle Unternehmen haben sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt oder wissen bereits über die vielfältigen Möglichkeiten Bescheid.

Was genau verbirgt sich also hinter Digitalisierung bzw. konkreter „Industrie 4.0“?


„Auf jeden Fall nicht nur Prozesse zu automatisieren oder die IT und Maschinen in die Produktion zu bringen“, erfuhren die Teilnehmer von Dr. Norbert Malanowski, Senior Berater Innovationspolitik beim VDI Technologiezentrum in Düsseldorf. Vielmehr gehe es um Vernetzung und darum, dass Produktionsmittel intelligent und eigenständig optimale Lösungen erlernen. Darunter falle zum Beispiel „Predictive Maintenance“, also die vorausschauende, ortsunabhängige Instandhaltung von Maschinen mittels intelligenter Datenanalysen und Datenbrillen, erklärte Klaus Bammann, Teamleiter Betriebstechnik im tesa Werk Hamburg. Er und Jork-Wilbrand zur Horst von der ExxonMobil Production Deutschland zeigten eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten auf, die die tägliche Arbeit enorm erleichtern.

Bei all diesen spannenden Innovationen, die die Digitalisierung mit sich bringt, darf jedoch eines nicht vergessen werden:
 

Die Mitarbeiter rechtzeitig und ausreichend abzuholen.


Das betonten Dieter Schmidt, stellvertretender Leiter des IG BCE Landesbezirks Nord und Renate Hold-Yilmaz, Vorsitzende des Betriebsrats der Aurubis AG. Viele Berufsbilder werden sich verändern und die Arbeitnehmer sollten wissen, wie sie sich mit Weiterbildungen optimal darauf vorbereiten können. „Deshalb ist in den Unternehmen ein Dialogprozess mit allen Beteiligten notwendig, der die Debatte nicht auf den eventuellen Wegfall von Arbeitsplätzen beschränkt, sondern auch auf die Chancen hinweist, wie etwa optimierte Qualität und besser organisierte Arbeitsabläufe“, ergänzte Dr. Jochen Wilkens, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands ChemieNord. Denn wenn der durch Digitalisierung ermöglichte Fortschritt für die Mitarbeiter diffus bleibe, könnten sie auch keine hilfreichen Vorschläge einbringen.

Übrigens
 

Im Jahr 2006 gab es noch keine Apps. Ein Smartphone besaß damals noch so gut wie niemand. Erst Ende 2007 erschien in Deutschland das erste iPhone und krempelte den Handymarkt um.