Chemie-Tarifrunde für Norddeutschland beginnt in Hannover:

 

Chemie-Arbeitgeber fordern Weichenstellung für die Zukunft

 

Hannover/Hamburg, 7. März 2022 – Der Arbeitgeberverband ChemieNord geht mit einer klaren Absage an die vorgelegten Forderungen der IGBCE in die bevorstehende Tarifrunde für die 300 Chemieunternehmen in Norddeutschland. „Die norddeutsche Chemieindustrie ist geprägt von einer Vielzahl an weiterverarbeitenden Betrieben aus dem Bereich Kunststoff und Kautschuk sowie von Automobilzulieferern. Sie kämpfen mit eingebrochenen Märkten, gestörten Lieferketten, wegbrechenden Geschäftsmodellen sowie massiv gestiegenen Rohstoffpreisen, die sie im Markt nicht weitergeben können. In dieser Tarifrunde ist null Spielraum für völlig überzogene Entgeltforderungen, sondern es geht um zentrale Weichenstellungen für die derzeit ungesicherte Zukunft unserer Branche“, unterstreicht Dr. Jochen Wilkens, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes ChemieNord. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und die Umstellung auf klimaneutrale Produktionen erforderten jeden verfügbaren Cent. Nur wenn die Unternehmen jetzt nicht mit zusätzlichen Kosten belastet würden und sie alle verfügbaren Mittel in die Absicherung ihrer Marktposition und in nötige Transformationsprozesse investieren könnten, wäre deren Zukunft gesichert, so Wilkens weiter.

Für die am 8. März 2022 in Hannover beginnende Tarifrunde in der norddeutschen Chemieindustrie hatte die IGBCE Landesbezirk Nord vor allem eine deutliche Entgeltsteigerung für die über 66.000 Beschäftigten gefordert und sich dabei gezielt auf die derzeitige Inflationsrate bezogen. Aus Sicht des Arbeitgeberverbandes ChemieNord darf dieser Wert keine Verhandlungsbasis in der anstehenden Chemie-Tarifrunde bilden.

In einer aktuellen Umfrage des Verbandes bewerten dreiviertel der norddeutschen Chemieunternehmen ihre derzeitige Wirtschaftslage als unverändert oder schlechter im Vergleich zum schwachen Corona-Jahr 2020.

45 Prozent der Unternehmen kämpfen aktuell mit sinkenden Erträgen. Bei knapp über der Hälfte der Unternehmen lag der Anteil der Arbeitskosten 2021 bei rund 30 Prozent und damit fast doppelt so hoch wie im bundesweiten Branchendurchschnitt. Diese hohen Arbeitskosten beeinflussen 87 Prozent der Unternehmen in großem bis sehr großem Maße bei ihrer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Sie haben darüber hinaus negativen Einfluss auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen, die bei 48 Prozent der Unternehmen nur unverändert und bei 27 Prozent sinkend ist.

„Wir haben seit Monaten eine konjunkturelle Zweiteilung in der Chemie-Branche. Auf der Rohstoffseite gibt es wenige Profiteure, die überwiegende Masse der weiterverarbeitenden Unternehmen, gerade hier im Norden, steht dagegen vor riesengroßen Herausforderungen. Mitgliedsunternehmen aus dem Bereich Automobilzulieferer sowie Kunststoff und Kautschuk beschäftigen knapp 40 Prozent der norddeutschen Chemiearbeitnehmer. Sie können in der jetzigen Lage weder ihre enorm gestiegenen Rohstoffkosten weitergeben noch die dringend notwendigen Investitionen in neue Geschäftsmodelle vornehmen. Jeder zusätzliche Euro an Arbeitskosten gefährdet ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit und könnte zur Schließung von Standorten und damit zum Verlust von Arbeitsplätzen führen“, so Wilkens.

Chemie-Tarifrunde 2022:

Die erste Tarifrunde für die chemische Industrie in Norddeutschland findet statt am Dienstag, 8. März 2022 in Hannover (HCC, Theodor-Heuss-Platz 1-3, 30175 Hannover, Raum: Eilenriedehalle A), Beginn ist um 11.00 Uhr. Verhandelt wird für rund 300 Unternehmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband ChemieNord sind und über 66.000 Mitarbeiter beschäftigen.